Samstag, 17. Dezember 2016


In-Group und Bewegung

Von den Völkerwanderungen vergangener Epochen bis in die Neuzeit, große Bewegungen sind kein neues Phänomen. Alleine der erste Weltkrieg hat 65 Millionen Menschen in Bewegung gesetzt. Schließt man heute die unsichtbare Masse der Illegalen ein, diese Energie im sich ausdehnenden Universum der Völker auf dem Weg ins Exil, ist diese Dimension weit überschritten. Es gibt kein Außerhalb, keinen physischen Raum zwischen dem Globalen und der Summe aller Nationalstaaten.
Die seit Jahrhunderten im mediterranen Raum einheimischen Ameisenvölker und Rassen werden aktuell von zugewanderten argentinischen Ameisen systematisch vernichtet. Die In-Group braucht das Außerhalb für das eigene Selbstverständnis. Ameisen sind nicht in der Lage, ihre Gattung insgesamt als In-Group zu verstehen und somit das Überleben ihrer Gattung als Ganzes zu sichern – ist der Mensch der Ameise überlegen, schafft er den Sprung in dieses globale Verständnis aller Menschen als eine einzige In-Group und wer ist dann das Außerhalb?

mediterrane Ameisen beim Verzehr einer Madalena

Gegensätzliche Reisebewegungen - hier die Begüterten, aber im neoliberalen Geschehen an ihre Grenzen Getriebenen, befinden sie sich im Belagerungsfieber, der Klaustrophobie derer, die das Gefühl haben, vom ökologischen Fußabdruck zerquetscht zu werden und suchen die Natur, die es noch gibt.
Dort jene, die fort müssen, als Opfer der Götzen Macht und Profit „… in der der stete Strom des geschlossenen Kreislaufs der Weltwirtschaft das Lagerhaus, das verlassene Dock zum letzten Vehikel einer großen Fortschrittsmacht macht, die die Statik der Gemeinplätze und die Stabilität der sozialen Räume nach und nach zerstört (Paul Virilio)“ – die argentinische Ameise und ihre Kollegen begleiten all diese Bewegungen.


Detlef Rapp für http://www.genius-loci-fsm.com/

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