Der große Rausch und
Bewegungen auf der Weltenbühne (historisches Kompendium)
Das britische Empire war als
Handelsgroßmacht zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf der Jagd nach Gütern wie Baumwolle,
Tee oder Pfeffer. Indien wird dabei wichtiger strategischer Knotenpunkt. Dort, im Tal
von Benares wächst der beste Mohn der Welt.
Die Briten optimieren den Anbau und
steigern die Produktion. Sie möchten mit Hilfe des Opiums den Zugang zum damals
wichtigsten Markt der Welt erzwingen: China. Das Reich der Mitte verweigert
sich dem Freihandel, es exportiert seine Waren wie Porzellan und Tee gewinnträchtig
zu hohen Preisen, aber es importiert nichts. China als älteste Wirtschaft der
Welt braucht keine fremden Güter, existiert weitgehend autark.
Es war nahezu unmöglich, Waren
zu finden, welche man in der am weitesten entwickelten Konsumgesellschaft jener
Epoche verkaufen konnte. Ein abgeschottetes Reich jedoch mit einer Schwäche, die Eliten
hatten eine Neigung zum Drogenkonsum. Eine dieser Drogen wurde das Opium.
Nachdem dieses als Problem erkannt war, verbat der Kaiser den Konsum von Opium
in China.
Dieses Verbot einer
suchterzeugenden Substanz und der Expansionswille der Engländer ist
Ausgangspunkt der Geschichte des Drogenhandels – Drogen als Konsumgut, welches
aus zunächst freiwilligen Konsumenten unfreiwillige Konsumenten macht.
Die honorigen Briten William
Jardine und James Matheson transportieren mit Billigung und Unterstützung der britischen
Regierung riesige Mengen Opium von Indien nach China. Mittels Bestechung hoher
Beamter in der Bucht von Kanton schaffen sie die Droge in das Landesinnere und
beginnen eine gewinnträchtige Zusammenarbeit mit mächtigen Geheimbünden, den
chinesischen Triaden.
Mit der Opium- Infiltration begann die Zersetzung des bis dahin funktionierenden Staates. Im Kampf
gegen die Drogensucht veranlasst der chinesische Kaiser 1839 eine große
Verhaftungswelle und lässt 20.000 Kisten britisches Opium vernichten. Jardine
und Matheson überreden daraufhin die britische Regierung militärisch
einzugreifen – es beginnen die sogenannten Opiumkriege. Als Folge des am Ende
dieses Krieges den Chinesen diktierten Friedensvertrages und dem damit
einhergehenden Ende des alten China, versteht China sich noch heute als
seinerzeitiges Opfer des westlichen Imperialismus.
Der Kaiser wird gezwungen,
Opium zu legalisieren und Handelsschranken aufzuheben. Hongkong muss an die
Briten abgetreten werden und wird Drehscheibe des Drogenhandels. Die hierfür
gegründete Hongkong & Shanghai Banking Corp. (HSBC) ist heute die
sechstgrößte Bank der Welt, so wie die Jardine
Matheson Group heute global player im Welthandel ist.
Die Öffnung Chinas und die
chaotischen Nachkriegsszenarien lösen eine Emigrationswelle aus und mit den
Chinesen und ihren Vierteln in allen Teilen der Welt verteilt sich auch die von
den Briten initialisierte Drogensucht.