Freitag, 20. Dezember 2013

Das Projekt
wünscht ein friedliches und entspanntes Jahresende


copyright Foto: D. Rapp
Feng Shui konkret – „Müßiggang ist aller Laster Anfang“

Die Beschäftigung mit asiatischen Denken, Wissen oder Philosophie fällt leichter, wenn wir uns mit den Entwicklungen und Brüchen in unserer westlichen Kulturgeschichte auseinandersetzen.
Seit dem Spätmittelalter, der Epoche des sich zunehmend ausbreitenden Protestantismus erfolgte ein Paradigmenwechsel, der noch heute wirkt. Seit der Antike war Muße ein von Freiheit und Schöpfung geprägter Moment oder Zustand. Die Lebensweisen „hedone“, nach Lust strebend, sowie „bios politikos“, sich den schönen und edlen Taten widmend und „bios theoretikos“, mit der kontemplativen Betrachtung von Wahrheit befasst, waren klare Gegenpole zu Zwängen und Notwendigkeiten.
Diese Lebensweisen bedurften der inneren Sammlung, einer Ruhe jenseits von Zwang und Sorge. Das Verweilen und Entwickeln in dieser Ruhe ist Muße und sie ist bis in das Mittelalter wertvoller Bestandteil der „vita contemplativa“.
Ab dem Spätmittelalter erfolgt ein drastischer Wertewandel, der bis heute wirkt. War zuvor Arbeit und Notwendiges untrennbar mit dem Begriff unfrei verknüpft und damit keineswegs ein Ideal, so wurde die „vita activa“ jetzt alles bestimmendes Konzept.


In dem der Protestantismus die Arbeit als bestimmenden Wert einsetzt, schafft er die Voraussetzung für noch heute im Westen prägende Lebensweisen. In den sogenannten entwickelten westlichen Gesellschaften ist Arbeits-zeit inzwischen ergänzt um den ökonomisch geprägten Druck, Frei-zeit „sinnvoll“ zu verbringen. Freizeit hat dem Konsum zu dienen oder spaßbringender Regeneration der Arbeitskraft. Freizeit war hingegen in den vorherigen Jahrhunderten ein Begriff, der nicht nur aus ökonomischen Gründen keine Rolle spielte, sondern eben auch aus Gründen anderer Lebensphilosophien.
Wollen wir uns asiatischem Denken also nähern, so gelingt dies leichter, wenn wir es wagen, in unserer eigenen Kulturgeschichte anzuknüpfen an das ursprüngliche Verständnis des Begriffes Muße, eindringen in die „vita contemplativa“.


Santuario de Sant Salvador bei Felanitx, Kloster ursprünglich erbaut ab 1348
„… von der vita contemplativa durchdrungen … mit Gebeten beginnt der Tag und sie schließen ihn ab. Sie rythmisieren die Zeit. Den Fest- und Feiertagen kommt eine ganz andere Bedeutung zu. Sie sind keine arbeitsfreien Tage. Als Zeit der Gebete und der Muße haben sie eine ganz eigene Bedeutung …“
Foto: D. Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com

Donnerstag, 28. November 2013

In history of modern architecture Frank Lloyd Wright is known as a pioneer in designing houses in respect and harmony with nature. His main works he created in the first decades of last century, exactly the architecture period of breaking with nature (you will find more about this in former articles).
In the following article out of his blog architect and Feng Shui master Howard Choy describes his point of view in a little discussion about “Fallingwater”, a famous work of Frank Lloyd Wright in the late thirties:

Frank Lloyd Wright and Feng Shui by Howard Choy
“… Having just visited some of Frank Lloyd Wright’s (FLW) buildings in the States (Guggenheim Museum in New York, Fallingwater along Bear Run and the I. N. Hagan House at Kentuck Knob) during our recent Easter holidays, I have found both Cate Bramble and Xu Weili’s comments below misleading:
Frank Lloyd Wright & Feng Shui? NO!   “Wright pioneered living rooms (over parlors), carports (in an age moving from buggies to cars), and open floor plans (the ubiquitous design of post-1980 tract homes). But none of those innovations automatically generate good Feng Shui, and are not inherently imbued with Feng Shui principles….” (Cate Bramble, Feng Shui Ultimate Resource).
Frank Lloyd Wright & Feng Shui? YES!   “Simply said, feng shui means living in balance with nature. Fallingwater represents this ideal. For the first time, an American architect understood Chinese geomancy, and put this to work in his own way. … FLW’s genius flowed from his innate understanding of Taoist principles…” (Master Xu Weili, Windhorse Feng Shui Consultants).

In reality both FLW and the practice of feng shui are concerned with Man’s relationship to his environment, both wanted the occupants to live in harmony with Nature, but they have a different approach to this relationship, in which FLW viewed man as the “host” and Nature as the “guest”, whereas in the practice of feng shui, Nature is considered as the “host” and Man as the “guest”.
In a traditional Chinese worldview, man is always subordinate to Nature but in FLW’s case, Nature is there to serve Man (to make his house stand out) ...
PS. Originally FLW’s client wanted to site the house further down stream, where as a kid he used to play there and look at the waterfall, instead FLW put the house on top of the waterfall so it becomes “being looked at” rather than “looking at”. In other words Nature, in the form of a waterfall, became a “servant” of his house instead of an equal partner talking to each other.”      (Howard Choy)

"Fallingwater" by F.L.Wright for E.J.Kaufmann

falling water by pure nature (Parque Natural de Cazorla)
 
fotos: dur-archives

Sonntag, 27. Oktober 2013

Mensch und Natur - Impulsarchitekturen

der besondere Ort - Abendstimmung am südlichsten Punkt Mallorcas






Copyright Fotos: D. Rapp für www.genius-loci-fsm.com

Freitag, 25. Oktober 2013

Baumeister Natur - Morgentaukonstruktionen

construcciónes de relente




 




 
Copyright Fotos: D. Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com

Dienstag, 22. Oktober 2013

Business – Feng Shui konkret

Anthropologische Orte bringen organisch-soziales hervor. Sie unterscheiden sich damit von den uns allenthalben umgebenden „Nicht-Orten“. Die Schaffung von Räumen unter Feng Shui Aspekten bezieht sich immer auf einen Ort.
In der Betrachtung eines kommerziell genutzten Ortes, gleich ob Ladengeschäft, Büro oder ähnlichem ist dem Aspekt des organisch-sozialen also besonderes Gewicht einzuräumen. Das isolierte Diktat der Produktivität oder des Verkaufserfolges in der Raumgestaltung führt zwangsläufig in die Irre. Der rein ökonomische Erfolg kann wohl - zumindest vorübergehend - eintreten, wird jedoch gemäß dem ganzheitlichen Ansatz nicht als solcher betrachtet.
Jeder kommerziell genutzte Raum ist immer auch Lebensraum der dort Tätigen. Erst wenn diesem Aspekt bereits in der Ausgangsbetrachtung entsprechende Bedeutung beigemessen wird, kann die weitere Analyse auf einen fruchtbaren Weg führen.


Foto: D.Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com

Dienstag, 27. August 2013

arte y espacio
 
nitxdelart Felanitx 2013 - una vuelta
 
Kunst und Raum - Nacht der Kunst Felanitx 2013 - ein Rundgang
 
 
video click here:  http://vimeo.com/73164622
 
performance del escaparate de cristal: Amelia Llop en la Galeria L.E.M.
brodat de Francisca Artigues (amb dibuixos del seu fill, Miquel Barceló)
video (producción y fotos): H.H. & Detlef Rapp por la "Galería L.E.M.", Felanitx
 
 

Donnerstag, 22. August 2013

Der besondere Ort – Ruinen

„… Ruinen sind, wenn man sie im Zusammenhang mit der Landschaft betrachtet, ein malerischeres Bild als das neue und vollständige Baudenkmal, es sind nur noch einzelne Fragmente übriggeblieben, zwischen denen das Auge hoch oben und von ferne Wolken, Sterne, Berge, Flüsse und Wälder entdeckt. Dann weicht, durch ein Spiel der optischen Täuschung der Horizont zurück. Die Alten errichteten ihre Zirkusbauten nicht als geschlossene Bauwerke, um den Illusionen der Perspektive freien Zutritt zu lassen.
Dennoch gibt es zwei Arten von Ruinen, die eine ein Werk der Zeit, die zweite ein Werk der Menschen.
Die ersten haben nichts Erschreckendes, weil die Natur Hand in Hand mit den Jahren arbeitet: schaffen die Jahre Trümmer, sät sie Blumen hinein; öffnen sie ein Grab, baut sie darin das Nest eines Vogels – unausgesetzt damit beschäftigt, neues hervorzubringen, umgibt sie den Tod mit den süßesten Illusionen des Lebens.
Die zweite Art Ruinen sind eher Verwüstungen, zunächst ohne wiederherstellende Kraft …“ (Chateaubriand)
… und manchmal verwandelt sich die menschgemachte Ruine in diese erste Art, die Zeit wirkt, Leben scheint zu erwachen und erzählt uns zugleich eine Geschichte.
Machu Picchu
 
Copyright Foto: Florian Renner
 
Im Reich der Zeichen - oder der Weg in die Verschränkung

" ... was wir in der Betrachtung Asiens anstreben können, sind keine anderen Symbole, keine andere Metaphysik und auch keine anderen Weisheiten, sondern die Möglichkeit einer Differenz, einer Mutation, einer Revolution im Charakter der Symbolsysteme ..."     (R. Barthes)   - nennen wir es eine Verschränkung
 

Copyright Foto: Florian Renner
 

Dienstag, 20. August 2013

FENG SHUI Y ANTROPOSOFIA
 
Buscamos, desde la perspectiva de la antroposofía, generar un discurso para entender los lugares donde llevar a cabo la adecuación y construcción de espacios de vida.

La elaboración de proyectos arquitectónicos tiene una traslación a  dimensiones microscópicas, celulares, neuronales, etéricas y vitales.

Urbanismo, espacios exteriores, agricultura biodinámica y aprovechamiento de energías en relación con la arquitectura: todo en uno.

El ser humano es uno de los recipientes del líquido ancestral, en una sucesión de capas y niveles, como en las fuentes Virbela.      (Miguel A. Blanco)

 

Foto: D. Rapp, Detail anthroposophischer Schulbau

Freitag, 9. August 2013

animal laborans

… ich arbeite … ich laufe … ich bin immer erreichbar … ich achte auf mich … ich halte mich fit … ich ernähre mich gesund ……. ich suche mein Glück ……………… ich verliere mich ……………………… ich bin erschöpft

„ … die okzidentale Gesellschaft hat sich individualisiert zur Leistungs- und Aktivgesellschaft. Das spätmoderne animal laborans ist mit dem Ego bis knapp zum Zerreißen ausgestattet. Und es ist alles andere als passiv…. Es ist hyperaktiv und hyperneurotisch. Auf die Frage, warum alle menschlichen Tätigkeiten in der Spätmoderne auf das Niveau des Arbeitens absinken, warum es darüber hinaus zu einer so nervösen Hektik kommt, muss eine Antwort gesucht werden… „ (B.C. Han, Müdigkeitsgesellschaft)


Detail Ölmühle Mallorca

Wenn wir uns mit asiatischer Philosphie oder asiatischem Wissen, also auch zum Beispiel TCM, CCM oder dem Feng Shui befassen, ist der Verzicht auf diese Zuspitzung des Ego unerlässlich. Das "Ich" ist im asiatischen Denken anders eingebettet und positioniert. Entsprechendes drückt sich auch in den aktuell explosionsartig entstehenden neuen Stadtstrukturen aus und ohne dieses Wissen sind die neu entstehenden Stadträume für europäische Stadtplaner oder Architekten nicht lesbar.
Die einzelne Wohnung oder das einzelne Haus sind von absolut nachrangiger Bedeutung – klaren Vorrang hat immer das Wohnquartier - zhù zhài xiáo qú - was „abgeschlossene Nachbarschaft“ bedeutet. Auch im stadträumlichen wird also immer ein "Wir" definiert und geschaffen. Dort, wo europäische Architekten das nicht verstanden haben, sind sie gescheitert (s.a. die „deutsche Stadt Anting“ im Regierungsbezirk Shanghai)  Ob die aktuell zunehmend gebaute vertikale Version des „urbanen Dorfes“, also das Hochhaus, entsprechendes leisten kann, bleibt vorläufig ungewiss.
über den Dächern von Sevilla

Copyright Fotos: Detlef Rapp für www.genius-loci-fsm.com



Dienstag, 6. August 2013

Feng Shui konkret – Garten

Spätestens seit der Renaissance und der Vorstellung idealer Räume entwickelte sich für europäische Gartenarchitekten die Frage nach Künstlichkeit oder Natur als Grundsatzentscheidung. Die sogenannten französischen, englischen oder italienischen Gärten folgten den jeweils in ihrer Epoche herrschenden kulturellen Idealen. Begriffe wie Naturbeherrschung, Vernunft oder geometrische Strukturen als Entsprechung hierarchischer Ordnung greifen ein in die Gartengestaltung.
Der traditionelle chinesische Garten löst die scheinbaren Widersprüche zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit (oder Kultur) auf – künstliches und natürliches verbergen nicht ihren jeweiligen Charakter und sie durchdringen sich dabei – die hieraus entstehende Harmonie der Gegensätze wird „verräumlicht“.
Auf Mallorca finden wir die Gärten von Alfabia, ursprünglich gegründet von maurischen Wesiren, hat die Anlage insbesondere seit dem 17. Jahrhundert deutliche Wandlungen erfahren. Fundament der Anlage ist jedoch die seit dem 13. Jahrhundert existierende arabische Bewässerungsanlage, die sich aus einer Quelle speist. Heute zu besichtigen ist also eine ursprünglich arabische Anlage, die sich unter verschiedenen europäischen Einflüssen gewandelt hat. Wichtige Elemente und Motive der Anlage finden sich auch im typischen traditionellen chinesischen Garten: der schroffe Fels und die versteckte Nische, der geradlinige und der verschlungene Weg, das Fenster exklusiv für den „Naturblick“ und natürlich Pflanzenvielfalt und kleine Brunnenanlagen.
 












Die Gärten von Alfabia (öffentlich zu besichtigen)

Copyright Fotos: D. Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com
 

Freitag, 2. August 2013

Feng Shui konkret – Begrifflichkeiten

Der fruchtbare Diskurs basiert auf Kommunikation. Zentrales Medium von Kommunikation ist Sprache. Sprache basiert darauf, dass die verwendeten Begriffe verstanden werden. Im Zusammenhang mit Feng Shui führt die ungenaue Verwendung einzelner Begriffe oftmals zu Verwirrung. An dieser Stelle werden in Folge einzelne Begriffe in ihren eigentlichen Zusammenhang gestellt.

Geomantie (Definition)
Wortursprung aus dem altgriechischen (Erde und Weissagung), die Kunst, durch in den Sand gemachte Punkte oder Markierungen verborgene Dinge, die Zukunft zu erforschen, auch Punktierkunst. Der Ursprung dieser Technik liegt wahrscheinlich im arabisch geprägten Nordafrika und hat sich über die Jahrhunderte in andere Gegenden ausgebreitet.
Geomancy (engl.)
Nach einer Chinareise hat der englischsprachige Reverend Yates ca. 1870 einen Bericht über Feng Shui verfasst. Er hat darin Feng Shui mit dem Begriff geomancy übersetzt. Mit Blick auf den kirchlichen Hintergrund des Reverend Yates hat das Buch die Tendenz, Feng Shui in die Nähe der Wahrsagerei und des Aberglaubens zu rücken. Bis heute wird in der englischsprachigen Literatur, z.B. auch über chinesische Architektur, Feng Shui noch gelegentlich mit geomancy übersetzt
Geomantie (neuer Gebrauch in sogenannten „esoterischen Kreisen“)
Seit ca. den 1970er Jahren wird der Begriff zunehmend für die Betrachtung von „Erdkräften“ verwendet und taucht insbesondere im Zusammenhang mit der sogenannten „Radiästhesie“, „ganzheitlichem Gestalten“ und „Baubiologie“ auf. Verschiedentlich vermischen diese Bewegungen ihre Theorien mit Feng Shui. Sowohl der „wahrsagerische“ Aspekt, wie auch die typisch abendländische Behauptung der Messbarkeit von Erdkräften oder der Versuch des Modellhaften (Stichwort „Gitternetze“) stehen im Widerspruch zum Feng Shui.

Hinweis: Bis heute ist es auf Mallorca ungebrochene Tradition, dass im Falle einer anstehenden Brunnenbohrung zunächst der Wünschelrutengänger gerufen wird. Der Wünschelrutengänger legt den Standort der Bohrung fest, erst danach kommt der Ingenieur und regelt das technische und genehmigungsrechtliche Verfahren. Aus der Tiefbohrung wird das Wasser in Zisternen gepumpt, dort vorgehalten und verbraucht. Günstigste Bauart der Zisterne für die unterirdische Frischhaltung ist die aus dem arabischen stammende „Birnenform“. Im Vorgang des Brunnenbaues vereinigen sich also die "besondere Fähigkeit" des Wünschelrutengängers mit moderner Bohrtechnik und altem Wissen über sinnvolles Bauen.
Mallorca, Zisterne im ländlichen Raum
 
Foto: Detlef Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com
ritos y fiestas de la confusión - p II

sombras chinescas, Finca Can Calza








Copyright Fotos: Detlef Rapp für www.genius-loci-fsm.com


Donnerstag, 1. August 2013

Vernetzung der Kulturen – Teil 2 – clash

Im praktischen Baugeschehen in China tätige Kollegen berichten von einem sich wiederholenden Phänomen:
„… wenn wir versuchen ein Problem zügig und konkret zu lösen, diskutieren unsere chinesischen Bauherren zunächst in einem längeren Prozedere, ob es sich denn überhaupt um ein Problem handelt. Wir müssen an unserem Verständnis von „was ist ein Problem“ arbeiten. Und, als Randnotiz, obwohl Geschwindigkeit im Bauen ungemein wichtig ist, wird tatsächlich noch die Fundamentierung von so manchem Hochhaus in Handschachtung als Familienarbeit ausgeführt …“
 
Wer „Feng Shui heute“ betrachten möchte, wirft auch einen Blick auf die rasanten Entwicklungen im China von heute. Dies gilt umso mehr, als das Feng Shui in der maoistischen Epoche deutlich weniger attackiert wurde, als religiöse Ausübungen und Bräuche. Die FSM-Literaturempfehlung zum Thema Stadtentwicklung: „Der urbane Code Chinas“ von Dieter Hassenpflug
 

Foto und Zitat via www.feng-shui-mediterraneo.com
 
Feng Shui konkret – Vernetzung und Diskurs - Teil 1

Das Projekt Feng Shui mediterraneo arbeitet in Deutschland und Spanien. Bereits in diesem europäischen Kontext wird deutlich, dass soziokulturelles Verständnis unterschiedlicher Kulturen wichtig ist, um zu übersetzen, zu kommunizieren – ein kleines Beispiel:
Im deutschen Sprachraum gibt es den Begriff des „Strohwitwers“. Er beschreibt die Situation einer im klassischen Rollenverhältnis lebenden Familie, in einer Situation, in der die Frau mit den Kindern das Haus verlassen hat, eventuell auf Reisen ist und der Mann sich alleine im Haushalt zurecht finden muss. In Spanien wird die gleiche Situation mit dem Namen „Rodriguez“ beschrieben, begründet in madrilenischen Lebensumständen, in denen Frau und Kinder im Sommer an das Meer gefahren sind und der Mann in der Hitze der Stadt weiter arbeiten musste.
Zwei - in der nur wörtlichen Übersetzung - unverständliche Begriffe beschreiben also die gleiche Situation, eine soziokulturelle Ähnlichkeit wird erkennbar. Deutlich komplizierter wird das Verständnis von Literatur natürlich in der Begegnung mit einer ganz anderen Kultur:
 
 
"Strohwitwer" heute - auch Männer können Nudeln
 
Chinesisch/ deutsche Wort für Wort Übersetzung
               填房   das Zimmer füllen
               入贅   Hereinkommen, unerwünscht, separat
               月事   Mond, monatliche Sachlichkeit
               流浪   fließende Welle
               月旦   Mond, Geburtsmonat, Dämmerung

Ohne Kenntnis des soziokulturellen Hintergrundes ist eine sinnvolle, bzw. sinnerklärende Übersetzung nicht möglich
捲簾填房與入贅
Ein der chinesischen Schriftsprache kundiger, jedoch soziokulturell ungeschulter Übersetzer könnte wie folgt übersetzen (Fundstück): Die Leinwände sind aufgerollt, die Tochter wird eine Konkubine und der Sohn wird mit den Verwandten seiner Frau leben.
Tatsächlich beschrieben wird mit 填房 die zweite Heirat eines verwitweten Mannes, das zweite Bett im Schlafzimmer wird also wieder belebt, „gefüllt“, die Frau ist keine Konkubine, sondern nur eben nicht die erste Frau. Der Satzteil 入贅 beschreibt einen Mann aus ärmeren Verhältnissen, der in das Haus seiner aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden Frau zieht, eine chinesische Tradition, allerdings nur dann, wenn die Familie keinen eigenen Sohn hatte.
 
Foto: Detlef Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com
Feng Shui – eine Reise beginnt

„ … der westlich geprägte Mensch denkt in einer Weise, die sich von der seiner östlichen Nachbarn unterscheidet. Bevor Du Dich also auf die Reise zu den alten östlichen Traditionen einschiffst, solltest Du zunächst verstehen, wie Du in Deiner westlichen Prägung denkst, dann kannst Du erforschen, wie Chinesen denken und am Ende mag die Erfahrung stehen, das Alles und Jeder verbunden ist in diesem Tanz voller Energie …“
Versuch einer Übersetzung nach J. Yu, in Hongkong lebendem Chinesen und geachteter Mitspieler in der Welt des Feng Shui. Er bedauert vor allem die Verunglimpfung des Feng Shui durch die vielerorts und in ungezählten Publikationen verbreiteten falschen Schlichtlösungen.
 
Beginnen wir die Reise also im Erforschen und Wissen über unser westliches Denken in dieser Zeit. Es kann dies keinesfalls eine Pauschalreise sein, mit klarem Programm, eindeutigen Antworten und schnellen Lösungen auf Fragen, die in einem Wochenendkurs o.ä. abgehandelt werden – das entspräche wiederum genau westlichem Konsumdenken.
 
Diese Reise ist Prozess, emotional und abenteuerlich, vielleicht gelegentlich verwirrend oder überraschend, wie wirkliche Reisen nun einmal sind.


Copyright Foto: Detlef Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com
Feng Shui konkret – „Nicht-Orte“

Können wir Fahrzeuge wie Züge, Autos oder Flugzeuge unter Feng-Shui Gesichtspunkten betrachten und gestalten ? – ein klares Nein. Die wesentliche Eigenschaft von Fahrzeugen ist „Raum in Bewegung“ mit dem Ziel eines Ortswechsels, eine Eigenschaft, die der Idee des „genius loci“ diametral entgegensteht, einer Idee, die anders benannt auch im chinesischen verankert ist.
Der Anthropologe Marc Augé geht in seinem Grundlagenwerk „Nicht-Orte“ sogar noch weiter und fragt, ob Gebäude wie Bahnhöfe, Flughäfen oder Einkaufszentren Orte im eigentlichen Sinn sind.


Copyright Foto: Detlef Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com

Dienstag, 30. Juli 2013

Der Duft der Zeit
„… In China war bis Ende des 19. Jahrhunderts eine hsiang yin (wörtlich: Duftsiegel) genannte Weihrauch-Uhr in Gebrauch. Die Europäer hielten diese Uhr bis Mitte des 20. Jahrhunderts für ein gewöhnliches Räuchergefäß. Offensichtlich war ihnen die Idee einer Zeitmessung mit Weihrauch fremd, vielleicht die Vorstellung überhaupt, dass die Zeit die Form eines Duftes annehmen könnte.
… Der Weihrauch als Medium der Zeitmessung unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom Wasser oder vom Sand – die Zeit die duftet, verfließt oder verrinnt nicht. Und nichts entleert sich, vielmehr füllt der Duft des Weihrauchs den Raum, ja er verräumlicht die Zeit, gibt dieser dadurch den Anschein einer Dauer …“
 
(aus: Der Duft der Zeit von Byung-Chul Han, siehe hierzu auch Silvio A. Bedini; the scent of time, a study of the use of fire and incense for time measurement in Oriental Countries)

 
„Weihrauchtränen“ – Olibanum, das Harz des echten Weihrauchbaumes (botanisch boswellia sacra) wurde in der Antike auch „Schweiß der Götter“ genannt, spielte in allen Kulturen eine besondere Rolle vom heiligen Räucherstoff, im Einsatz gegen böse Geister, als Aphrodisiakum, bis hin zur Verwendung als Tribut oder hochwertiges Handelsgut. Das Harz wird mittels Ritzen der Baumrinde gewonnen.
 
 

Montag, 29. Juli 2013

Feng Shui konkret – Quellenstudium und Schrift

Eine Besonderheit der chinesischen Kultur sind die zum Teil sehr weit zurückreichenden schriftlichen Überlieferungen zu verschiedenen Lebensbereichen wie auch dem Feng Shui. Seit wann genau über Feng Shui geschrieben wurde und welche Überlieferungen hier wichtig sind, wird in der Wissenschaft unterschiedlich diskutiert.

Als Westeuropäer sind wir dabei nicht nur mit einer anderen Sprache konfrontiert, sondern vor allem auch mit einem gänzlich anderen Schriftverständnis. In diesem Schriftverständnis drückt sich jedoch wiederum bereits asiatisches Wesen aus – alles ist vielschichtig, mit mehreren Bedeutungen hinterlegt. Nachdem unter Mao eine vereinfachte Schrift (vermehrt "Kurzzeichen) eingeführt wurde, finden im Zuge der aktuellen Umbrüche auch die vormaligen Langzeichen wieder verstärkt Anwendung. Auch in der chinesischen Schrift gab es natürlich Wandlungen.
Die chinesische Schriftsprache ist eine piktografische. Jedes chinesische Schriftzeichen ist einem sogenannten „Radikal“ zugeordnet. Diese „Radikale“ sind in Verbindung mit einem phonetischen Teil der Bedeutungsträger des Zeichens. Als Beispiel sei genannt ein Radikal mit 2 Strichen:

     rén   u.a. mit den Bedeutungen       - Mensch,                 
                                                                        - jeder, jemand,
                                                                        - alle,
                                                                        - Persönlichkeit, Charakter

Ist bereits ein Teil des Zeichens in seiner Bedeutung vielschichtig – mehr als 15 Bedeutungen sind möglich, wird diese noch gesteigert durch die konkrete Schreibweise, die Kalligraphie. Hier acht Kalligraphie Beispiele für das Zeichen „dong“ (u.a. Osten):

 

Sind wir keine Sinologen, so sind wir beim Studium des Feng Shui auf Übersetzungen angewiesen und müssen wissen, dass mit Blick auf diese Vielschichtigkeit jede Übersetzung zugleich Interpretation, Auslegung ist – und dieses deutlich umfassender als wir es von Übersetzungen abendländischer Texte kennen.

Um für die Feng Shui Forschungsarbeit die Glaubwürdigkeit von Texten bewerten zu können sind folgende Parameter unerlässlich:

      - Angabe der Quelle
      - Hinweis auf die Übersetzung/ den oder die Übersetzer/-in
      - Anerkenntnis der Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit von Schrift und Sprache

Jede starre Behauptung oder auf eine Lösung hin orientierte Aussage ist Hinweis für Unkenntnis.

Vielleicht bereitet dieses Vorgehen gelegentlich ein wenig Mühsal, es ist in einer Zeit jedoch, in der durch das Internet die „nicht verifizierbare Nachricht“ letztendlich zu Konfusion und Desinformation führt, umso wichtiger geworden.

Copyright Foto: Detlef Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com 

Sonntag, 28. Juli 2013

Feng Shui konkret – rituelle Handlungen

Seit alters her begleiten rituelle Handlungen alle Kulturen dieser Welt. Das Ritual, im ursprünglichen Sinn fester, „heiliger“ und ordnender Brauch einer Religion, hat Übertragungen in unser Alltagsleben gefunden. Wir beschreiben oder erleben wiederkehrende Angewohnheiten als Rituale, von einem bestimmten Prozedere zum Tagesstart, über die Welt der Arbeit, bis in unsere erotischen Begegnungen, wir geben ihnen mit der Bezeichnung „Ritual“ entsprechendes Gewicht in unserem Leben.
Dem Ritual kommt auch im Feng Shui besondere Bedeutung zu. So wurde beispielsweise im Falle einer anstehenden Gebäudesanierung (xiu) die Richtung bestimmt, in welcher diese stattfindet (xiufang, fang, fangyu oder fangdao) – entscheidend für die Richtung war die Lage des Mittelpunktes des Hauses (zhonggong). Abhängig davon, ob die Richtung der Maßnahme als günstig oder ungünstig betrachtet wurde, ergab sich die rituelle Handlung bis hin zur vorübergehenden „Verlegung des Mittelpunktes“ (yigong).

Rituelle Handlungen sind natürlich immer und vor allem soziokulturell geprägt, das ist ihr Wesen – sie lassen sich daher selbstredend niemals eins zu eins übertragen.
Die Einweihung des Feng-Shui-Pavillon auf der Finca Can Calza wurde mit der Performance „Riten und Feste der Konfusion“ gefeiert - Ritual und Fest als Akt bewusster Vereinnahmung eines Ortes.




 
Copyright Fotos: Detlef Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com