Abwesen
Gebäude werden regelhaft für
einen bestimmten Zweck, für eine belebte Nutzung errichtet. Die Erfüllung dieser
Belebung wird prägend.
Ist dieser Ort dann von seinem
Zweck entbunden, verlassen, sei es vorübergehend oder dauerhaft, ist
menschliches Leben abwesend, entwickelt sich eine eigene Stimmung. In diesem Moment
der Abwesenheit menschlichen Lebens zeigt der Ort eigene Qualität, schafft Raum
für Phantasie, für neue Inszenierungen.
Etymologisch leitet sich das deutsche
Wort „Wesen“ her vom althochdeutschen „wesan“, das ursprünglich Verweilen an
einem Ort, am Leben bleiben oder wohnen (s.a. „vàsati) bedeutet. Der Begriff
Wesen im weiteren Sinne ist prägend auch in der abendländischen Metaphysik. Demgegenüber
ist asiatische Philosophie und deren metaphysische Phänome geprägt vom Denken
über „Abwesen“. Wer sich also dem asiatischen Verständnis von Ort und Zeit nähern will,
befasst sich mit dem Verständnis dieses Abwesens. Das Abwesen ist dabei wiederum
vielschichtig, nicht rein funktional oder gar starr und fixiert zu verstehen.
copyright Fotos: D. Rapp für www.genius-loci-fsm.com
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