Montag, 29. Juli 2013

Feng Shui konkret – Quellenstudium und Schrift

Eine Besonderheit der chinesischen Kultur sind die zum Teil sehr weit zurückreichenden schriftlichen Überlieferungen zu verschiedenen Lebensbereichen wie auch dem Feng Shui. Seit wann genau über Feng Shui geschrieben wurde und welche Überlieferungen hier wichtig sind, wird in der Wissenschaft unterschiedlich diskutiert.

Als Westeuropäer sind wir dabei nicht nur mit einer anderen Sprache konfrontiert, sondern vor allem auch mit einem gänzlich anderen Schriftverständnis. In diesem Schriftverständnis drückt sich jedoch wiederum bereits asiatisches Wesen aus – alles ist vielschichtig, mit mehreren Bedeutungen hinterlegt. Nachdem unter Mao eine vereinfachte Schrift (vermehrt "Kurzzeichen) eingeführt wurde, finden im Zuge der aktuellen Umbrüche auch die vormaligen Langzeichen wieder verstärkt Anwendung. Auch in der chinesischen Schrift gab es natürlich Wandlungen.
Die chinesische Schriftsprache ist eine piktografische. Jedes chinesische Schriftzeichen ist einem sogenannten „Radikal“ zugeordnet. Diese „Radikale“ sind in Verbindung mit einem phonetischen Teil der Bedeutungsträger des Zeichens. Als Beispiel sei genannt ein Radikal mit 2 Strichen:

     rén   u.a. mit den Bedeutungen       - Mensch,                 
                                                                        - jeder, jemand,
                                                                        - alle,
                                                                        - Persönlichkeit, Charakter

Ist bereits ein Teil des Zeichens in seiner Bedeutung vielschichtig – mehr als 15 Bedeutungen sind möglich, wird diese noch gesteigert durch die konkrete Schreibweise, die Kalligraphie. Hier acht Kalligraphie Beispiele für das Zeichen „dong“ (u.a. Osten):

 

Sind wir keine Sinologen, so sind wir beim Studium des Feng Shui auf Übersetzungen angewiesen und müssen wissen, dass mit Blick auf diese Vielschichtigkeit jede Übersetzung zugleich Interpretation, Auslegung ist – und dieses deutlich umfassender als wir es von Übersetzungen abendländischer Texte kennen.

Um für die Feng Shui Forschungsarbeit die Glaubwürdigkeit von Texten bewerten zu können sind folgende Parameter unerlässlich:

      - Angabe der Quelle
      - Hinweis auf die Übersetzung/ den oder die Übersetzer/-in
      - Anerkenntnis der Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit von Schrift und Sprache

Jede starre Behauptung oder auf eine Lösung hin orientierte Aussage ist Hinweis für Unkenntnis.

Vielleicht bereitet dieses Vorgehen gelegentlich ein wenig Mühsal, es ist in einer Zeit jedoch, in der durch das Internet die „nicht verifizierbare Nachricht“ letztendlich zu Konfusion und Desinformation führt, umso wichtiger geworden.

Copyright Foto: Detlef Rapp für www.feng-shui-mediterraneo.com 

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