Donnerstag, 18. Juli 2013

Wüste – der äußerste Raum
„… Gott“, sagen die Touareg, „hat ein Land voll Wasser geschaffen, auf dass die Menschen leben können, und ein Land ohne Wasser, auf dass die Menschen Durst haben, und eine Wüste: ein Land mit und ohne Wasser, auf dass die Menschen ihre Seele finden …“
 
Wüsten, Dürrezonen dieser Erde, einer bis an äußerste Grenzen getriebenen Natur waren es, aus denen die großen monotheistischen Religionen und alle bedeutenden Kulturen des Altertums hervorgingen. Aus Wüsten ist schließlich auch die spirituelle Grundorientierung des Abendlandes erwachsen und dennoch, ein Paradoxon, finden wir den Begriff Wüste im Übertragenen auf unsere moderne Welt immer im Zusammenhang mit Leere im apathischen Sinne: Stadtwüste, Verkehrswüste, Konsumwüste ...
 
Es ist Ausdruck eines jener Mißverständnisse dieser Zeit, Ausdruck kollektiven Nichtverstehens von Naturräumen - ist die Wüste doch das ganze Gegenteil, ist Raum des Schweigens und Auswehens über den Horizont, in stetem Wechsel der Farben und mit den Erzählungen von Weite oder gar Unendlichkeit, Grenzerfahrung, die in Frage stellt und zugleich wach macht für alles Kommen und Geschehen.
 


 
Copyright Fotos: Florian Renner "a bolivian journey"
 

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