Verschiebungen und Weltenbühne
Immer wieder erlebt die Menscheit eine Verschiebung der
Kräfte auf der Weltbühne. Das 21. Jahrhundert markiert einen entsprechenden
Wandel, das Ende der „Ich“-Gesellschaft. Das amerikanische „how are you“
fordert ein gut gelauntes „great“ – Synonym für Unverbindlichkeit und
überhöhten, götzenartig gepriesenen Positivismus zugleich. In Auslegung des
koreanischen Philosphen B.C. Han ist die Kombination von beidem Ursache für die
Entwicklung hin zur Müdigkeitsgesellschaft, die sich ausdrückt in neuronalen
Phänomenen wie Depression oder burnout – letzte Rettungsversuche, wie das „yes,
WE can“ des Barak Obama scheitern soeben.
In westlichen Zivilisationen
haben parallel zu derartigen Wendeepochen regelmäßig auch esoterische Bewegungen
an Zulauf gewonnen. Aktuell bewegen sich diese jedoch weitgehend systemimmanent
– „ich kümmere mich zunächst um mich selbst, das wird dann schon auf Andere
strahlen“ – am Ende steht die Erschöpfung von sich selbst, ohne sich hin zum
Anderen befreien zu können.
Diese unerlässliche Hinwendung
zum Anderen beschreibt Han als Eros im emphatischen Sinne. Es gilt also, im
privaten, wie im öffentlichen und in offenem Verlauf den Anderen wieder zu
entdecken und darin auch Verbindlichkeit herzustellen. Als Konsequenz findet
auf der Weltbühne ungesteuert, aber zwangsläufig, eine Verschiebung der Kräfte
statt – hin zu Gesellschaften, die dem Narzissmus bislang weniger Raum gegeben
haben.
China hat sich in seiner
Geschichte immer als „Reich der Mitte“ (chung-kuo) verstanden. Es war dies ein
Verständnis von Mitte ohne missionarische oder expansive Kräfte. Wenn diese
existierten, so in regional begrenzter Form. Dies begründet sich wohl in seiner
sowieso schon enormen Ausdehnung, insbesondere aber darin, dass im Selbstverständnis
vor allem der geistige Mittelpunkt gemeint war. T’ein-hsia (chinesisches
„Reich“ oder „Welt“ – in Abgrenzung zum Begriff „kuo“) war weniger
ökonomisch-territorial gemeint denn als das „geistig geordnete Gebiet“.
Die Verschiebung der Kräfte in Richtung
der „Wir“-Gesellschaften hat begonnen,
hin zum asiatischen Raum. Gleichzeitig vollziehen sich entgegengesetzte
Verschiebungen - absehbar verfügt China nicht über ausreichend
landwirtschaftliche Flächen für seine Bevölkerung – eine spannende Zeit.
Wer diesen auch in das Private
wirkenden Bewegungen auf der Weltbühne offen begegnen möchte und zugleich mit
dem Thema Raum befasst ist, findet im Wissen über Feng Shui eine Fülle von
Anknüpfungspunkten.