Mittwoch, 13. März 2013


Verschiebungen und Weltenbühne

Immer wieder erlebt die Menscheit eine Verschiebung der Kräfte auf der Weltbühne. Das 21. Jahrhundert markiert einen entsprechenden Wandel, das Ende der „Ich“-Gesellschaft. Das amerikanische „how are you“ fordert ein gut gelauntes „great“ – Synonym für Unverbindlichkeit und überhöhten, götzenartig gepriesenen Positivismus zugleich. In Auslegung des koreanischen Philosphen B.C. Han ist die Kombination von beidem Ursache für die Entwicklung hin zur Müdigkeitsgesellschaft, die sich ausdrückt in neuronalen Phänomenen wie Depression oder burnout – letzte Rettungsversuche, wie das „yes, WE can“ des Barak Obama scheitern soeben.
In westlichen Zivilisationen haben parallel zu derartigen Wendeepochen regelmäßig auch esoterische Bewegungen an Zulauf gewonnen. Aktuell bewegen sich diese jedoch weitgehend systemimmanent – „ich kümmere mich zunächst um mich selbst, das wird dann schon auf Andere strahlen“ – am Ende steht die Erschöpfung von sich selbst, ohne sich hin zum Anderen befreien zu können.

Diese unerlässliche Hinwendung zum Anderen beschreibt Han als Eros im emphatischen Sinne. Es gilt also, im privaten, wie im öffentlichen und in offenem Verlauf den Anderen wieder zu entdecken und darin auch Verbindlichkeit herzustellen. Als Konsequenz findet auf der Weltbühne ungesteuert, aber zwangsläufig, eine Verschiebung der Kräfte statt – hin zu Gesellschaften, die dem Narzissmus bislang weniger Raum gegeben haben.

China hat sich in seiner Geschichte immer als „Reich der Mitte“ (chung-kuo) verstanden. Es war dies ein Verständnis von Mitte ohne missionarische oder expansive Kräfte. Wenn diese existierten, so in regional begrenzter Form. Dies begründet sich wohl in seiner sowieso schon enormen Ausdehnung, insbesondere aber darin, dass im Selbstverständnis vor allem der geistige Mittelpunkt gemeint war. T’ein-hsia (chinesisches „Reich“ oder „Welt“ – in Abgrenzung zum Begriff „kuo“) war weniger ökonomisch-territorial gemeint denn als das „geistig geordnete Gebiet“.

Die Verschiebung der Kräfte in Richtung der „Wir“-Gesellschaften hat begonnen,  hin zum asiatischen Raum. Gleichzeitig vollziehen sich entgegengesetzte Verschiebungen - absehbar verfügt China nicht über ausreichend landwirtschaftliche Flächen für seine Bevölkerung – eine spannende Zeit.
Wer diesen auch in das Private wirkenden Bewegungen auf der Weltbühne offen begegnen möchte und zugleich mit dem Thema Raum befasst ist, findet im Wissen über Feng Shui eine Fülle von Anknüpfungspunkten.

Foto: corral de las comedias (erbaut 1628), Almagro, Spanien
(D.Rapp für www.genius-loci-fsm.com
)

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