Horchen in der Stille
„ ... was wir denken können, alle Pläne, alle Ziele, die
wir ersinnen, sind Ergebnisse unserer Erfahrungen und der Kenntnis über das
Vergangene. Dagegen die Möglichkeiten, die wir nicht denken können, weil wir
sie noch nicht kennen, sind gespeist aus der Zukunft, vom Leben. Es gilt, auf
das Klingen der Zukunft zu horchen und so die Möglichkeiten zu finden, die wir
nicht denken können, von denen wir aber fühlen, dass sie da sind, obwohl sie
noch nicht da sind. Wir sind diejenigen, die sie in Form bringen können.
Dies
ist unsere Aufgabe und Verantwortung. Den Ruf der Zukunft zu hören, ohne zu
denken ist der kreatürliche Moment der Gegenwart. So entsteht aus dem Nichts
neue, ungedachte Form. Dabei müssen wir nicht kämpfen, nur Stille erzeugen und
Horchen auf die Eingebung aus der Zukunft. Der angstfreie, freigiebige,
umherschweifende Geist ist gegenwärtig und kann die neue Form empfangen. Das
ist auch das, was wir mit Freiheit meinen: angstfreies Horchen. In den
Momenten, in denen wir ohne Angst horchen, spüren wir Freude. Wir lieben also
den kreatürlichen Moment der Gegenwart, weil wir in ihm frei sind und Freude
fühlen. Arbeit an der Form ist dieses Horchen in der Stille ...“
aus „Arbeit an der
Form“, Klaus Becker, Bildhauer
Foto: Lanzarote (D.Rapp für www.genius-loci-fsm.com
)
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